Systematik

Der wissenschaftliche Name "Nymphicus hollandicus" wird erst seit 1832 verwendet. 1788 nannte Johann Friedrich Gmelin den Nymphensittich "Kakadusittich" mit dem lateinischen Namen "Psittacus novae-hollandiae". Der zweite Teil ist eine Herkunftsbezeichnung. Die ersten Entdecker Australiens waren niederländische Seefahrer. Sie nannten den australischen Kontinent Neu-Holland, lateinisch novae-hollandiae.

1792 legte der Ornithologe Kerr den heutigen Artnamen "hollandicus" fest. Der Zoologe Johann Georg Wagler stellte 1832 die Gattung Nymphicus auf, wobei sich heute leider nicht mehr ermitteln lässt, wodurch er zu dieser Namenswahl inspiriert wurde. Nymphen kennt man aus der griechischen Mythologie - damit ist sowohl die Jungfrau, als auch die Braut oder das heiratsfähige Mädchen gemeint. Nymphen sind weibliche Gottheiten, die zwar sterblich sind, aber sehr lange jung bleiben. Sie leben in der freien Natur und beschäftigen sich mit Reigentanz, Gesang und Spiel. Diese Naturgeister personifizieren Schönheit, Sexualität und Jugend. Vielleicht waren es die schlanke Gestalt, die gekonnten Bewegungen und die anmutige Federhaube, die Wagler mit Nymphen assoziierte.

Ob der Nymphensittich zu den Kakadus oder den Sittichen gehört war bis vor wenigen Jahren nicht abschließend geklärt. Ältere Bezeichnungen wie Kakadusittich und Keilschwanzkakadu deuten bereits auf Unsicherheiten in der Nomenklatur.

Für die Zuordnung zu den Plattschweifsittichen sprechen die sittichartige Gestalt und der lange Schwanz. Auch das Kopfkratzen, indem die Tiere den Fuß hinten um den Flügel herum führen, ist typisch für Sittiche. Kakadus laufen auch auf schmalen Ästen, indem sie einen Fuß vor den anderen setzten. Nymphensittiche dagegen trippeln meist seitwärts.

Seine ausdrucksstarke Federhaube, die unbefiederte Nasenhaut und einige Besonderheiten im Verhalten sprechen dagegen für die Zuordnung zu den Kakadus. Die Hähne beteiligen sich aktiv an der Brut, Partnerfüttern wurde nur äußerst selten beobachtet. Das Balzverhalten, sowie die Drohgebärden und das Imponiergehabe ähneln ebenfalls dem der Kakadus. Man kann häufiger beobachten, dass Nymphensittiche auch ihre Füße nutzen, um Futter zu untersuchen. Selbst das Trinkverhalten der Nymphensittiche wurde bereits erforscht. Dominique Homberger fand an Zunge und Schnabel überwiegend Merkmale, die mit denen der Kakadus übereinstimmen.

Dem Nymphensittich wurde eine systematische Sonderstellung zugewiesen, allerdings in naher Verwandtschaft zum Kakadu. Alternativ wurde er in einer eigenen Unterfamilie der Kakadus geführt. Über die Entwicklungsgeschichte des Nymphensittichs gibt es verschiedene Thesen. Vermutet wird eine gemeinsame, bereits ausgestorbene Stammform. Aus dieser könnten sich sowohl die Plattschweifsittiche, als auch die Nymphensittiche und in gleicher Linie die Kakadus entwickelt haben.

Die Systematik lässt sich folgendermaßen darstellen:

Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Papageien (Psittaciformes)
Familie: Kakadus (Cacatuidae)
Gattung: Nymphensittiche (Nymphicus)
Art: Nymphensittich

Galatiel

Im Sommer 2005 schlüpfte in Australien eine Kreuzung aus Nymphensittich und Rosakakadu. Es handelt sich um ein Küken, das als "Galatiel" (Kunstwort aus Galah und Cockatiel) bekannt geworden ist. Damit ist die enge Verwandschaft zwischen Nymphensittichen und Kakadus bewiesen. Andernfalls hätte unmöglich ein lebendiges Küken schlüpfen können. Dieser Nachkomme ist wie alle Hybriden unfruchtbar.


Links die Elterntiere des Galatiels, rechts das Jungtier.

Die Züchterin Nikki Fox hat einen zwölfjährigen Kakaduhahn zusammen mit fünf Nymphensittichhennen und sechs Nymphensittichhähnen in einer Voliere gehalten. Vom Schlupf des Küken wurde die Züchterin selber überrascht. Das Küken ist etwa um ein Viertel größer als normale Nymphensittiche. Das Geschlecht des Jungtiers ist unbekannt.

Die Fotos wurden uns freundlicherweise von Talking Birds Newspaper zur Verfügung gestellt. Weitere Informationen finden Sie >> unter diesem Link.